The Great Wall

Ohne Visa nach China.

Unser eigentlicher Plan, mit der transmongolischen Eisenbahn nach Peking zu fahren, wurde bereits am ersten Tag unseres Mongoleiaufenthalts umgeworfen. Denn wenn man in Ulan Bator zur chinesischen Botschaft will, hat man Glück, wenn diese überhaupt offen hat – 3 x die Woche für drei Stunden. Dann muss man alles mögliche an Formularen ausfüllen, wobei man als Weltreisender ohne fixe Reiseplanung (…ist Bedingung inkl. Flug- und Hotelbuchung) und ohne fixen Job ganz schön schlecht dran ist. Die persönliche Einladung nach China ist da noch der geringste Aufwand! Und irgendwie hatten wir an diesem ersten Tag auf unserer Reise keine Lust auf viel Aufwand, wenn man mal überlegt wie viele Länder es gibt, ist China halt auch „nur“ ein Land von vielen und was wollten wir eigentlich sehen? Ja, eh nur die Große Mauer. Und da kam uns eine kleine Neuerung doch gerade recht. Reist man über den Internationalen Flughafen in Peking ein und maximal 72 Stunden später in ein anderes als das Abflugland (in unserem Fall Malaysia) wieder aus, darf man sich in dieser Zeit ohne Visum im Bezirk Peking aufhalten. Und was für ein Zufall, dass die bekanntesten Teile der Mauer in diesem Bezirk liegen… Ganz klare Sache wofür wir uns entschieden haben. Wenig Aufwand beibehalten, Billigflug nach Peking und Kuala Lumpur buchen und rauf auf die Great Wall!

Montag früh stehen wir also am Flughafen von Ulan Bator – ohne Visum. Und da sagt die gute Dame am Air China Schalter: „Sorry, no visa, no boarding pass!“, gibt uns unsere Rucksäcke zurück und verweist uns an das Office der Air China. Dort stellt sich heraus, dass die gute Dame vom Schalter bei der Überprüfung des Weiterfluges am. und pm. verwechselt hat und somit bei unserem Weiterflug nach Kuala Lumpur über die 72 Stunden gekommen ist. Was für eine Aufregung – und das am Montagmorgen. Der Adrenalinspiegel hatte damit auch schon einmal genug zu tun bekommen. Wir also wieder hin zum Schalter und nachdem auch noch die natürlich vorher gebuchte Unterkunft gepasst hat und alles per E-Mail an den Flughafen Peking geschickt wurde, dürfen wir mitfliegen. In Peking stellt man sich nicht so an, kann rechnen und lässt uns für unsere 62 Stunden China einreisen. Inzwischen hätte sogar auch pm. funktioniert, denn der Flieger hatte aufgrund von Sturm 4,5 Stunden Verspätung.

Der Weg nach Badaling

Peking ist eine wahnsinnig entspannte Großstadt, wenn man durch einen der vielen Parks geht, fühlt man sich nicht wie in einer Stadt mit 20 Mio. Einwohnern. Natürlich haben wir nicht viel von Peking gesehen, aber die Menschen machten auf uns auch keinen gestressten oder hektischen Eindruck. Es sei denn es geht um Sitzplätze. Da wir uns entschieden hatten unseren Trip zur Great Wall nicht mit einer geführten Tour oder privaten Guide zu machen, wollten wir ganz chinesisch mit der Bahn nach Badaling fahren. Das ist mit 6 Yuan (ca. € 73 Cent) pro Fahrt pro Person im übrigen die günstigste Möglichkeit, um von der Innenstadt direkt zur Großen Mauer zu kommen. Das dachten sich aber auch hunderte Chinesen und so war die Schlange am Ticketschalter um kurz vor 8 schon so lang, dass die nächsten drei Züge bereits ausgebucht waren (es werden pro Zug nur so viele Karten wie Sitzplätze verkauft). Naja, wir hatten ja sonst nichts vor, denn den Summer Palace und eine kurze Citytour inkl. chinesischen Staatsaufmarsch hatten wir bereits am Vortag erledigt – wobei man sagen muss, dass das U-Bahn System in Peking das einfachste und unkomplizierteste ist, was wir je gesehen haben und dementsprechend viel waren wir damit auch unterwegs. Also haben wir uns dann die Tickets gekauft und uns für den Zug um 10:57 ganz brav am Ende der chinesischen Schlage (außerhalb des Bahnhofs!) als einzige „Nicht-Chinesen“ angestellt. Um halb neun kam Bewegung in die Sache und die Schlange durfte sich vom Vorplatz der Nordbahnhofs in die Wartehalle bewegen, was bedeutete, dass wir doch mit dem Zug um 9:02 mitkamen – warum auch immer! Wir sprechen ja kein Chinesisch. Als sich dann die Tür zum Bahnsteig öffnete, rannten die Chinesen los, als wenn es im Zug etwas gratis gibt. So war es auch. Es gab nämlich doch nicht für jeden einen Sitzplatz. Offensichtlich ist man etwas lockerer im Zählen der Passagier geworden. Wir sind aber auch ohne Sitzplatz nach etwas über einer Stunde Fahrt angekommen – geht ja in jedem ICE ja auch ohne Sitzplatz…

Da wir uns mental schon vorher auf den totalen Touristenwahnsinn vorbereitetet hatten, waren die Touristenströme sogar echt interessant. Wir waren in diesem Fall also darauf eingestellt, dass sich tausende Chinesen die Mauer bei Badaling hoch und wieder runterschieben. Es war recht spannend mit anzusehen wie sich ganze Familien ausgerüstet mit Proviant für eine Woche auf den höchsten Punkt des Mauerteils von Badaling aufmachten. Wir hatten lediglich eine Flasche Wasser dabei… Inzwischen hat man sich auch daran gewöhnt, dass man ein Exot unter den Chinesen ist. Und man fühlt sich manchmal schon wie ein kleiner Filmstar, denn so viele Fotos, wie wir mit den Chinesen gemacht haben bzw. vom uns gemacht wurden hat schon was witziges. Meist sind es die jungen Mütter, die Julia mit ihren Kindern fotografieren wollen und die Männer, die mit Stefan ein Bild knipsen. Und es war wirklich voll auf der Mauer. Der Platz wurde optimal genutzt. Es gibt aber auch Teile in Badaling die nicht so hoch frequentiert sind. Nach dem höchsten Punkt kehren die meisten um. Danach wird es sehr entspannt. Und auch auch der anderen Seite (wenn man nicht rechts, sondern links vom Eingang hochgeht) ist es bei weitem nicht so voll wie auf dem Teilstück zwischen Eingang und Gondelstation. Übrigens sehen die Gondeln der Seilbahn schon ziemlich alt aus. Die Kollegen von Doppelmayr oder Leitner könnten da ruhig mal ein neues Angebot hinschicken.

Zurück ging es mit dem Bus. Der stand gerade da als wir vorbeiliefen und weil wir eh noch keine Rückfahrticket für den Zug hatten, haben wir einfach beschlossen mitzufahren.

Der Trip zur Great Wall war für uns ein voller Erfolg und hat umgerechnet gerade einmal € 11,00 pro Person gekostet. Smart Deal!

Infobox: The Great Wall

Die Chinesische Mauer ist das größte von Menschen jemals errichte Bauwerk. Sie ist ein Monument langen und wechselvollen Geschichte Chinas und diente dazu mongolische Nomadenstämme abzuwehren. Sie hat eine Gesamtlänge von ca. 8.800 km, wobei hier nicht nur die Mauer an sich, sondern auch Naturbarrieren wie Flüsse und Berge hinzugerechnet wurden.

In der über zweitausend Jahre währenden Geschichte der chinesischen Mauer sind einige Teile zerfallen oder ganz verschwunden. Inzwischen sind einige Abschnitte restauriert und für Touristen zugänglich gemacht worden. Sehr bekannt und von hunderttausenden Touristen besucht ist der Teil der chinesischen Mauer bei Badaling, der etwa 50 Kilometer von Peking entfernt ist und während der Ming Dynastie im 14. bis 16. Jahrhundert mit großen Steinen gebaut wurde. Weitere Abschnitte nahe der Hauptstadt, die touristisch gut erschlossen sind, befinden sich bei Mutianyu, Simatai und Juongguan.

(Quellen: greatwall-of-china.comwikipedia.org)

Und so kommt man günstig zur Great Wall / Badaling

  • Mit der U-Bahn Linie 2, 4 oder 13 bis nach Xizhimen. Kosten: CNY 2/Person.
  • Dann Richtung North Railway Station, auf dem Vorplatz rechts vom Eingang kann man die Zugtickets für Badaling kaufen (Kosten: CNY 6/Person) und sich dann links in die Schlage stellen. Hier gibt es die Abfahrtszeiten.
  • Vom Bahnhof Badaling geht man 10 – 15 Minuten bis zum Eingang, wo meine ein normale Entrance Ticket für kaufen muss. Kosten: CNY 2/Person.  Achtung im Zug werden auch schon Tickets verkauft. Allerdings Kombitickets inkl. Filmpräsentation für CNY 80.
  • Zurück mit dem Bus 919 von der Einfahrt zur Gondel in Badaling (Rear Hill) bis Deshengmen. Alternativ geht auch der Bus 877 von der anderen Seite. Kosten: CNY 12/Person. Der Bus fährt los, wenn er voll ist.

8 thoughts

  1. Faszinierend! Der Andrang am Pitzexpress ist dagegen echtes Kinderkino… LG und weiterhin tolle Erlebnisse > Olaf & Family <

  2. Danke für diesen weiteren interessanten Bericht Eurer Reise. Jedesmal freut man sich auf die tolle Beschreibung und die Fotos. Weiterhin viel Spaß.

  3. Die grosse Mauer habe ich nur aus dem Flieger gesehen, das hat mich begeistert und so wollte ich immer mal dahin. Ob ich das jetzt, nach diesen Bildern, noch will? Aber wenn, dann so wie Ihr, mit den normalen Chinesen, muss ja nicht von Peking aus sein. Euer Bericht mit Bildern ist toll, ja fast eine Peking-„Gebrauchsanweisung“. Mittendrin und ohne jeden Reiseleiter nur so kann man Land und Leute richtig kennen lernen! Schade, dass Ihr nur so wenig Zeit für China hattet. Bleibt weiter schön gesund und vor Allem: NEUGIERIG! Ich wünsche Euch weiterhin eine Gute Reise!

  4. Glückwunsch zu den tollen Fotos, bei denen wir Eure Erlebnisse hautnah mitfühlen können. Und doch hat die chinesische Kultur einen westlichen Touch abbekommen……. McDonalds ist überall. Danke für Eure spannend zu lesenden Berichte. Da ist man schon ganz gespannt auf die kommenden Erlebnisse. Weiterhin viel Glück und gutes gelingen für die nächsten Etappen.

  5. Hallo Julia, hallo Stefan,
    wie schon von den Vorkommentatoren geschrieben, möchte auch ich mich für Eure Mühen bedanken, die uns an Eurer Reise teilhaben lassen. Auch wir sind von den Bildern und der Reiseroute beeindruckt und begeistert. Erholt Euch auf Eurer neuen Destination und schwimmt eine Runde für alle mit. Bei uns sind die Nachttemperaturen schon machmal einstellig!!! Ich glaub es einfach nicht, dass der Sommer schon zu Ende geht.
    GLG York

  6. Hallo Julia,
    habe leider(aber noch früh genug um Eure Reise zu „begleiten“) jetzt erst von Eurem Blog erfahren. Nun erlebt Ihr das, was ich vor einigen Jahren schon erlebt habe. China ist schon was „großes“. Werde Euch weiter ab und zu besuchen.
    Liebe Grüße
    Volkert

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