Die Tage werden kürzer und kälter. Es ist inzwischen keine 10 Stunden mehr hell und der erste Frost hat Stefans Schlafsack außerhalb seiner Komfortzone erwischt. In den ersten zwei Wochen auf der Südinsel Neuseelands haben uns besonders zwei Dinge bei Laune gehalten: Wein und Gummistiefel.
Die Marlborough Region steht für Sauvignon Blanc. Weisswein, Preisgekrönt! Wahre Siegerweine also. Das mussten wir natürlich testen und haben uns in eine Weintour eingebucht. Fünf Weingüter in fünf Stunden. Und keiner muss fahren. Auch wenn unser Weinwissen kaum über das Supermarktregal hinaus reicht, wissen wir zumindest was uns schmeckt. Und Sauvingnon Blanc schmeckt – ganz besonders der vom Brancott Estate. Und das muss man sich dann auch einmal gönnen, auch wenn die Flasche $ 35,- (€ 22,-) kostet. Auf der Südinsel gibt es für uns Zeltcamper immerhin weitaus mehr kostenlose Campingmöglichkeiten als auf der Nordinsel. Da ist so eine gute Flasche Wein schon mal drin. Und außerdem konnten wir unser Weinwissen ein wenig erweitern und finden im Supermarktregal jetzt einige Weine von Weingütern, bei denen wir zum testen waren.
Zum Wein passen Gummistiefel zwar nicht wirklich, aber zum herbstlichen Wetter. Auch wenn wir wirklich mehr Sonne als Regen hatten, morgens und abends ist es mitunter arschkalt und das Gras auf den Campingplätzen ist ziemlich nass. Deshalb haben wir uns Gummistiefel zugelegt. Außerdem sind Gummistiefel unserer Meinung nach als Art Nationalkleidung in Neuseeland einzustufen. Inzwischen vergeht kein Tag mehr ohne Gummistiefel. Wenn wir uns früher gefragt haben, warum Eltern ihren Kindern immer Gummistiefel anziehen müssen, wissen wir spätestens jetzt: Gummistiefel sind eine Allzweckwaffe. Am Strand kommt kein Sand in die Schuhe, beim Wasser holen am Fluss werden die Füße nicht nass und in Kombination Omas gestrickten Socken ergeben sie einen super Winterstiefel-Ersatz. Wenn wir also Herbstreisenden in Neuseeland etwas empfehlen würden, dann sind es definitiv Gummistiefel.
Neben Wein und Gummistiefeln haben wir auf unserem Weg, der uns an der Ostküste der Südinsel entlang führte, einige Robben und Pinguine getroffen. Die kleinen Robben bei Ohau machen ihren ersten Ausflug ohne Eltern den Ohau Fluss hinauf. Dort lernen sie soziales Verhalten und alles, was sie später im großen, weiten Meer einmal brauchen werden. Zuckersüß! Selbst wenn mal eben ein Bus mit 30 Touristen am Fluss hält, lassen sich die Robben nicht stören und spielen einfach fröhlich weiter. Weil sie wie die Lachse den Fluss rauf wandern haben wir sie spontan Lachsrobben getauft.
Über die seltenen Gelbaugenpinguine ist Julia in Moeraki fast gestolpert. Da hat man zum Schutz der Pinguine schon einen Zaun gebaut, damit die Menschen sie nicht stören und was machen die Pinguine. Krabbeln einfach unterm Zaun durch und legen sich zum Chillen ins Gras. Noch entspannter liegen die Pelzrobben mitten in der Landschaft rum – gerne genau dort, wo der Weg lang führt. Deshalb für Tierbeobachtungen immer schön auf dem Weg bleiben…
Southern Scenic Route – Asian Style
Irgendwann auf unserem Weg Richtung Süden ist uns der Prospekt der Southern Scenic Route in die Hände gefallen. Und im Vergleich zu ungefähr 90 % der anderen Prospekte, die wir im Laufe unserer Reise durch Neuseeland gesehen und studiert haben, ist dieser nicht mit direkten Werbeanzeigen übersät und bis zur Unübersichtlichkeit aufgrund von grafischen Kompromisslösungen verhunzt. Sogar inhaltlich macht er was her. Die Informationen sind knapp, aber korrekt, wenn es um die praktische Umsetzung geht. Wir sind mit unserem Auto die 610 km der Southern Scenic Route von Dunedin über die Catlins und am Fiordland entlang bis nach Queenstown gefahren und haben unsere Highlights abgearbeitet. Es gab Leuchttürme, Wasserfälle, versteinerte Wälder, ausgespülte Höhlen, den südlichsten Punkt der Südinsel (wohlgemerkt nicht der südlichste Punkt Neuseelands, aber immerhin der wohl südlichste Punkt unser Weltreise) und natürlich viele Schafe zu sehen. Unzählige Male sind wir auf unserem Weg ausgestiegen und über Wiesen mit Schafen bis zur Küste gestiefelt. Zeitweise kamen wir uns vor wie asiatische Touristen. Ein Stück fahren, anhalten, aussteigen, Foto machen und weiter geht’s. Das Tempo des Reisebusses voller Asiaten konnten wir allerdings nur einen Tag lang in Dunedin mithalten. Denn nach einem Tag voller Highlights haben wir uns schon völlig ausgelaugt gefühlt und brauchten eine Pause. Wie schaffen das die Asiaten nur eine ganze Woche lang?
Mit der Southern Scenic Route haben wir Abschied von Neuseelands Küste genommen. Küstenfazit: Die Küsten Neuseelands sind ziemlich abwechslungsreich und faszinierend – auch auf der Südinsel und auch ohne Surfboard. Die Marlborough Sounds im Norden wirken sanft und weich, manchmal auch etwas verschlafen. Auf dem Weg nach Kaikoura tauchen plötzlich Berge auf, die bis zu 2.600 m hoch sind und das Küstenbild völlig verändern. Und im Süden in den Catlins wirkt die Küste irgendwie rauer und die Wellen fühlen sich irgendwie wilder an als im Norden.
Jetzt geht es in die Berge. Bisher hat die Küste unser Bild von Neuseeland bestimmt. Aber in den letzten zwei Wochen Neuseeland sollte der Reiseschwerpunkt dann doch in die Berge verlagert werden. Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.
Hallo Ihr Zwei!
Endlich wieder neue Bilder und die sind wie immer atemberaubend schön! Auf Julia bin ich ja schon neidisch: SCHAFE! Und davon unendlich viele! In einem Punkt geht es uns hier in der Heimat aber dann doch besser: bei uns bricht gerade der Sommer mit SEHR sommerlichen Temperaturen aus! Ich wünsche Euch noch eine schöne restliche Zeit in Neuseeland! Liebe Grüße aus Bad Schwartau von MAREN